Michael Rott, Sohn des Bäckermeisters Josef Rott aus Hersel, eröffnet im Jahr 1893 eine Bäckerei mit Verkaufsladen in der Heisterbacherhofstraße in Bonn. Die Backwaren kamen bei den Bonnern gut an, das Geschäft florierte. Als 1907 die Bonner Husaren in eine neue Kaserne an der Graurheindorfer Straße zogen, ab 1949 erster Dienstsitz des Bundesfinanzministeriums, wurde die alte Husarenkaserne am Stiftsplatz abgerissen. Michael Rott war der erste, der dort ein Haus errichtete, in das er eine neue Backstube und einen Laden integrierte. Bis heute befindet sich hier der Stammsitz des Stadtbrotbäckers Rott. Das Geschäft in der Heisterbacherhofstraße wurde weiter betrieben. Es war somit die erste Filiale der Bäckerei Rott.
Nach dem Tod seiner Ehefrau 1914 heiratete der Witwer 1920 die Witwe des Bäckers Weber, die mit ihrem verstorbenen Mann in der Acherstraße eine Bäckerei betrieb. Im gleichen Jahr stieg Michael Rotts Sohn Josef in der Achernstraße ein. Das stadtbekannte Café Hergarten trug nun den Namen Rott. 1924 übernahm Josef Rott auch den väterlichen Betrieb am Stiftsplatz. Es folgten erfolgreiche Jahre, die von der Katastrophe des 2. Weltkriegs abrupt unterbrochen wurden. Am 18. Oktober 1944 wurde das Rott-Haus am Stiftsplatz vollständig zerstört. Josef Rott lies sich nicht entmutigen und machte sich bereits im gleichen Jahr in Bad Godesberg wieder selbständig.
Nach Kriegsende kehrte er nach Bonn zurück und übernahm die Bäckerei Bungard am Bonner Talweg/Ecke Königsstraße. In harter Aufbauarbeit wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass 1954 das Haus am Stiftsplatz neu gebaut werden konnte. Das im ersten Stock gelegene Café wurde zum Prominententreffpunkt in Bonn. Trotz täglicher Tätigkeit in der Backstube nahm sich Josef Rott die Zeit, in Ehrenämtern der Allgemeinheit zu dienen. So war er u.a. Ehrenobermeister der Bäckerinnung in Bonn, Ehrenmeister der Handwerkskammer zu Köln und Schöffe am Amtsgericht. Als Anerkennung seiner Dienste erhielt Josef Rott 1965 das Bundesverdienstkreuz am Bande.